Sturm der Zitadelle

Die Seealpen bergen viele Überraschungen, eine davon war für uns der Ort Entrevaux. Er liegt in den Bergen an einer Flusswindung des Var und direkt in der Mittelalterstadt gehen Serpentinen steil einen Berg hinauf, auf dem eine Zitadelle drohnt. Der Ort selbst ist schon eine Festungsstadt, die nur über eine Zugbrücke zu erreichen ist und die 1690 erbaute Zitadelle, geschützt durch tiefe Schluchten und unzählige Mauern, wirkt unbezwingbar.

Entgegen unserer Vermutung war Entrevaux ein verschlafener Ort ohne Touristengetümmel und man konnte die mittelalterliche Atmosphäre in angenehmer Stille genießen. Vielleicht weil Donner in der Ferne schon ein heraufziehendes Gewitter ankündigte.

Im Ort konnten wir bei einer Dame Eintrittskoins für den Sturm der Zitadelle erwerben. Einige Gassen später gab es eine Drehtür als Einlass und dann konnte der Aufstieg mit sensationeller Sicht beginnen. Hier waren wir nun komplett allein. Oben an der Festungsanlage angekommen, konnte man alle Räume und unterirdischen Gänge besichtigen. Es gab dort weder Aufsichtspersonen noch Besucher und die Burg gehörte nur uns. Ihre Erkundung bei Donnergrollen war ein herrliches Abenteuer und zugleich auch etwas gruselig.

Von Entrevaux sind wir über unzählige Serpentinen und Passstraßen mit steilem Abgrund langsam Richtung Cagnes zurückgefahren. Unterwegs konnten wir das sich langsam ändernde Wetter beobachten. Es schoben sich Wolken zu einer riesigen Decke zusammen und flossen wie ein großer Strom durch das Tal. Nur die Berspitzen schauten noch heraus. Ein einmaliges Panorama das an bizarre fremde Welten aus Fantasy Filmen erinnerte. Als wir tiefer ins Tal gefahren sind, mussten wir selber in die Wolkendecke eintauchen und waren fast komplett von Nebel umhüllt.

Wir fühlten uns ein wenig wie in Tolkiens Herr der Ringe, fremde mysthische Festungen wie Minas Tirith bezwingen und am Abend im Nebelwald entschwinden.